Das hellste Objekt im Universum verschlingt jeden Tag eine Sonne

Der strahlendste Himmelskörper im bekannten Universum wäre wohl einfach zu entdecken, sollte man meinen - doch Astronomen haben ihn erst kürzlich ausfindig gemacht. Ein übersehenes Prachtstück ist ein supermassives Schwarzes Loch mit der Masse von 17 Milliarden Sonnen und Zählung - es verschlingt täglich das Äquivalent einer Sonne an Material, was es auch zum am schnellsten wachsenden Schwarzen Loch macht, das je gefunden wurde.

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Das hellste Objekt im Universum verschlingt jeden Tag eine Sonne

22. Februar 2024     Kategorie: Wissenschaft
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Bild: eso.org impression of the record-breaking quasar J0529-4351

Ein paar naheliegende Fragen mögen sich nun wohl auftun. Zunächst einmal sind Schwarze Löcher die schwarzehesten Objekte, die existieren können, und das Licht kann bekanntermaßen ihrem Griff nicht entkommen - also wie kommt es, dass dieses Leck eine rekordverdächtige Menge an Licht aussendet? Nun, es stammt eigentlich nicht direkt vom Schwarzen Loch selbst, sondern von der sich drehenden Materiescheibe, die es umgibt und unaufhörlich in den Abgrund marschiert. Mit Gravitationskräften stark genug, um Raum und Zeit zu verzerren, wird diese Materie in einen Wirbelsturm versetzt (genannt Quasar), der mit dem Licht von 500 Billionen Sonnen strahlt.

"Es sieht aus wie eine gigantische und magnetische Sturmzelle mit Temperaturen von 10.000 °C und überall Blitz und Winde die so schnell wehen, dass sie die Erde in einer Sekunde umrunden würden", sagte Associate Professor Christian Wolf, Hauptautor der Studie. "Diese Sturmzelle ist sieben Lichtjahre groß, was um 50% mehr ist als die Entfernung von unserem Sonnensystem zum nächsten Stern in der Galaxie, Alpha Centauri."

Die zweite selbsterklärende Frage: Warum hat es so lange gedauert, das hellste Objekt zu finden, das vermutlich jemals existieren wird? Die Antwort ist eine bekannte - der Weltraum ist einfach unglaublich, unfassbar groß. Egal wie hell die Nadel ist, sie wird schwer zu finden sein in einem Planeten voller Heu. Und dieses Quasar ist fast so weit von uns entfernt, wie es physisch möglich ist, mit seinem Licht, das gute 12 Milliarden Jahre braucht, um uns zu erreichen. Aus dieser Entfernung sieht es im Grunde genommen einfach wie ein etwas ehrgeiziger Stern aus.

Schaut euch einfach das näher heranzoomt im Video an um das ganze besser verstehen.



So hat es lange Zeit der Entdeckung entzogen. Obwohl es technisch gesehen bereits auf Bildern aus dem Jahr 1980 eingefangen wurde, konnten KI-Modelle, die sie analysierten, nicht erkennen, dass Quasare so hell werden können, und stuften es deshalb als einen Stern ein, der ziemlich nah an der Erde ist. Es wurde erst richtig identifiziert, nachdem es vom Siding Spring Observatory in Australien genauer untersucht wurde und dann vom Very Large Telescope in Chile.

Wahre Weltraum-Nerds erinnern sich vielleicht an Berichte aus dem Jahr 2019, dass ein anderer Quasar die Krone des hellsten Objekts im Universum für sich beanspruchte, mit dem blendenden Licht von fast 600 Billionen Sonnen. Aber es stellte sich heraus, dass dieser irgendwie schummelte, indem er eine Raum-Zeit-Lücke namens Gravitationslinse ausnutzte, die seine Helligkeit um das 50-fache verstärkte. Wenn man das aus der Gleichung nimmt, erlischt sein Licht auf magere 11 Billionen Sonnen. Zu diesem Zeitpunkt, wozu überhaupt die Mühe?

Aber dieser neue wird alles auf die harte Tour machen, und das beinhaltet das Verschlingen des Äquivalents einer Sonne jeden einzelnen Tag. Das macht es auch zum am schnellsten wachsenden Schwarzen Loch, das je gefunden wurde - im Vergleich dazu war der bisherige Rekordhalter eine faule Socke, die zwei Tage brauchte, um eine Sonne zu verschlingen. Man muss es wollen.

Quelle: Wolf, C., Lai, S., Onken, C.A. et al. The accretion of a solar mass per day by a 17-billion solar mass black hole. Nat Astron (2024). https://doi.org/10.1038/s41550-024-02195-x