Institutionelle Anleger sehen deutsche Immobilien als überteuert

Artikel von Jonas Hubertus am 12. Juni 2017 um 17:01 Uhr im Forum Finanzen & Versicherung - Kategorie: Wirtschaft

Institutionelle Anleger sehen deutsche Immobilien als überteuert

12. Juni 2017     Kategorie: Wirtschaft
Immer mehr Investoren und Experten halten sich bei Investitionen in Immobilien zurück, da sie die derzeitigen Preise für zu hoch halten und mit Wertverlusten rechnen. Dennoch steigen die Preise teilweise ordentlich, obwohl die Nachfrage aufgrund der hohen Preise zwischenzeitlich rückläufig ist. Auch ein möglicher Wendepunkt in der Euro-Zinspolitik könnte die Nachfrage dämpfen.


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Auch dieses Jahr steigen die Mieten kräftig trotz Bauboom. Es entstehen so viele neue Wohnungen wie nie zuvor. Doch warum steigen die Mieten weiter, obwohl im vergangenen Jahr 277.000 neue Wohnungen gebaut wurden? In deutschen Großstädten stiegen die ortsüblichen Mieten in den Mietspiegeln innerhalb von zwei Jahren um teilweise 20%. Das liegt zum einen an der Nachfrage aber auch an einer "Lücke" in der Mietpreisbremse. So können Investitionen wie Sanierungskosten der Immobilie immer eine Mietpreiserhöhung rechtfertigen, 11% der Kosten können auf die Jahresmiete umgelegt werden.

Gleichzeitig sinken die Immobilienpreise an anderen Orten, in Ostdeutschland befürchtet man immer mehr leerstehende Wohnungen und Häuser und vor allem in ländlichen Gegenden. Dabei zeigen Untersuchungen, dass die Lebensqualität in Städten stetig abnimmt. Das liegt vor allem an der steigenden Bevölkerungsdichte in Städten so wie die zunehmend schlechtere Luft.

Auch weil ältere Menschen die Stadtnähe bevorzugen, aufgrund der kürzeren Wege ggf. modernisierten und Barrierefreien Wohnungen sowie der Ärztlichen-Versorgung. (Immerhin die größte Bevölkerungsgruppe) Dem soll aber auch entgegen gesteuert werden so dass in den nächsten Jahren wieder deutlich mehr Landärzte mobilisiert werden sollen. Auch der Wandel in der Wirtschaft sowie die verbesserte Logistik und öffentliche Verkehrsanbindungen können die nicht ganz abgelegenen ländlicheren Gegenden wieder attraktiver machen, vor allem da sie immer näher an Städte wachsen.

Wirtschaftliche Ballungsräume werden aber wohl weiterhin beliebte Ziele sein. Vorausgesetzt es gibt dort weiterhin neue Arbeitsplätze. Voraussetzung für die Nachfrage ist das örtliche Wirtschaftswachstum - ist das niedriger als verfügbare Immobilienquote, deuten sich sinkende Preise an.

Einer Umfrage der Universal-Investment unter institutionellen Großanlegern zufolge verlieren deutsche Immobilien als Anlageobjekte 2017 an Attraktivität. Als Grund dafür macht der Asset-Manager das im europäischen Vergleich deutlich höhere Preisniveau aus. Etwas mehr als ein Drittel (37%) der befragten Investoren hält die Preise deutscher Immobilien für überteuert. Rund die Hälfte sieht die Preise gerade noch an der Grenze der Wirtschaftlichkeit.

Wohnimmobilien Nachfrage rückläufig
Wie im letzten Jahr wird ein Drittel der Investitionen in Büroimmobilien fließen. Das Interesse an Wohnimmobilien bricht dagegen um fast 50% ein. Im EU-Ausland sehen Investoren passable Immobilien Preise und gute Chancen. So ist vor allem die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern auf beliebten Mittelmeerinseln wie Mallorca weiter stabil.

Die Andeutungen der Währungshüter zu einer möglichen Zinserhöhung könnten eine Kehrtwende einleiten. Sinkende Immobilienpreise werden die absehbare Folge sein.

Bei Immobilie die in den letzten 5 Jahren ihren Preis teilweise verdoppelt haben, wäre eine Finanzierung mit absehbar steigenden Zinsen quasi ein ziemliches Draufzahlgeschäft. Zwar werden die Immobilien sicherlich nicht mehr so günstig wie vor dem Betongoldboom aber die Preise werden sich entsprechend der Finanzierungsmöglichkeiten und der Nachfrage wieder einpendeln. Die natürliche Preissteigerung bei Immobilien im Inflationsniveau von 2% wurde am Markt ums zehn-fache übertroffen. Generell kann man zwar noch von keiner großen Immobilien Blase sprechen, aber es gibt durchaus Regionen in denen ein höheres Risiko besteht das die Immobilienpreise in den nächsten Jahren rückläufig werden.

Auch die Wirtschaftslage in Deutschland hat einige Dämpfer erlitten welche am Arbeitsmarkt in Zukunft noch Spuren hinterlassen könnten, so hängen einige Arbeitsplätze am Verhandlungsgeschick der Regierung mit den Briten nach dem Brexit sowie der unvorhersehbaren US-Regierung und deren Vorstellungen vom "bösen Deutschen der so viele Autos in die USA exportiert".
 

Kommentare

#2 12. Juni 2017
Was sollen die Privatanleger erst sagen
 
#3 12. Juni 2017
Wenn man nicht grade Großverdiener ist, kann man eig. nur noch über Beteiligungen mitgehen. Lohnt sich meiner Meinung nach auch. Wenn man mal einen Blick auf BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V)Investmentstatistik wirft kann man auch erkennen, das die Sachwertfonds an Platzierungsvolumen nicht gerade niedrig sind... aber natürlich nur im offenen Publikums- & Spezialfonds-Bereich. Dafür sind halt die geschlossen seit der Finanzkrise ziemlich weit eingebrochen. Die Neuregulierung durch das KAGB von 2013 hat hier bestimmt auch seinen Teil zu beigetragen und das Anlegervertrauen ist bei den geschlossenen wahrscheinlich auch nicht besonders hoch. Wenn man sich z.B. mal die Veröffentlichungen vom Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen anschaut, sieht man das etliche Mitglieder (an KVGs bzw. Fondsinitiatoren) das Handtuch geschmissen haben. An der letzten veröffentlichen Mitglieder-internen-Statistik von 2015/2016 haben nämlich gerade mal 25 bsi-Mitglieder teilgenommen (im Jahr davor waren es glaube ich noch 35).

Naja. Whatever
 
raid-rush gefällt das.
#4 6. September 2017
Tja, die Frage ist, wann ist was überteuert...wenn man auf dem flachen Land guckt, in Mecklenburg-Vorpommern oder im Harz wird man die Immobilienpreise in Hamburg oder München absurd hoch finden und selbst die Preise in Düsseldorf oder Köln als zu teuer empfinden.... fliegt man dann nach London, wo für eine kleine Wohnung in der Innenstadt schon 3000 Euro Miete im Monat zu zahlen sind, wird wieder alles relativ... Ich persönlich glaube, dass Immobilien irgendwann wieder runterkommen... und setze lieber auf Edelmetalle wie Gold oder Silber... , die sind auch etwas mobiler.... so ein Ünzchen Gold kostete Anfang des Jahrhunderts auch noch nur rund 300 Euro...und ist jetzt bei über 1100 Euro.... und man ist damit wesentlich flexibler. Man kann es jeden Tag verkaufen... Preissteigerung siehe z.B.: https://www.anlagegold24.de/kruegerrand-preis.html ...wobei einige auch glauben, dass Immobilien immer so weiter steigen...siehe: Postbank-Studie: Das kostet Ihr Haus 2030 - WELT